Was zuerst eine Notlösung war, wurde zum Wegweiser.
<september’22 Wir treffen die ersten Absprachen für mein kommendes Jahr. „Wir“ bedeutet meine Anleitenden, Arndt Kretzschmann und Elise Pürthner, Pfarrer Heiko Jadatz aus Roßwein und Pfarrer Jörg Matthies aus Marbach. Diese Konstellation bietet sich an, weil ich in drei Ortschaften hauptbeschäftigt bin: Döbeln, Roßwein und Marbach.
<oktober‘22 Erstmal krank. Die erste Woche startet gut. Danach lerne ich eine Woche lang die Arbeit von Pfarrer Jadatz kennen, bevor ich an meinem ersten Seminar teilnehme. Seminare? Das sind einwöchige „Lehrveranstaltungen“ von meinem Träger, der Diakonie. Die Woche darauf bin ich direkt auf meiner ersten Rüstzeit, auf der ich merke, wie es mir und anderen noch schwer fällt, mich in meiner Rolle als hauptamtlicher FSJ’ler zu sehen.
<november‘22 Die Termine werden immer vielfältiger: Ephoralkonferenz, Frauenkreis und Reli Unterricht. Die ersten wöchentlichen Termine kommen dazu, dazu zählen zweimal Christenlehre plus Vorbereitung, Offene Arbeit im KiJuFaZ und Dienstberatungen. Ich merke, wie mein Stresslevel steigt und weiß, ich muss mich auf lange Sicht zu Pausen zwingen und sollte meine Arbeitszeit im Blick behalten.
<dezember‘22 Das zweite Seminar ist online. Und erstaunlich gut. Am Wochenende treffe ich mich das erste Mal mit meinen Seminar-Freunden. Vor Weihnachten werden die Wochen wieder ruhiger. Ich habe Zeit für Fahrstunden und könnte einen Nebenjob machen, aber das ist mit diesem FSJ nicht vereinbar, weil ich nicht langfristig planen kann. Dabei wäre etwas mehr Geld als die 370€ im Monat schon nett.
<januar‘23 Das Jahr fängt ruhig an. Vorbereitungen für kommende Rüstzeiten und Jugendgottesdienste stehen auf meinen vielen To-Do-Listen. Diese Listen werden mich noch das ganze Jahr über begleiten oder verfolgen, wie man es nimmt. Die erste Wochenendrüstzeit und das erste mal Ausprobieren in Küchenleitung beenden den Monat.
<februar‘23 Der Monat ist geprägt von Rüstzeiten und dem nächsten Seminar. Gleich drei solcher Freizeiten werden es, zusätzlich habe ich meine ersten Urlaubstage, weshalb für die normalen Termine wenig Zeit übrig ist. Mehr und mehr denke ich über meinen Weg nach dem FSJ nach und blicke dabei immer wieder auf Moritzburg.
<märz‘23 Halbzeit! Ich habe die letzten Fahrstunden und bald Prüfung. Dann muss ich nicht mehr alle Wege mit Fahrrad und Bus erledigen. Das ging zwar bis jetzt, aber wird nicht auf Dauer funktionieren. Meine Wochen sind weiterhin gut gefüllt, deswegen treffe ich mich mit meinen Freunden vor allem abends. Zum Abschluss des Monats gibt es noch eine weitere Wochenendrüstzeit.
<april‘23 Während meines zweiten Urlaubs besuche ich die Hochschule in Moritzburg, wo ich genau das studieren kann, was ich während des FSJs schon mache. Eine Konfi Rüstzeit und das Wahlseminar in einem Kloster rahmen die Arbeitswochen im April. Ich lerne immer mehr eine Kleingruppe zu leiten und fühle mich in meiner Rolle wohler. Zudem habe ich nun endlich ein Auto und kann alle Wegen bequem fahren. Heißt: Kilometer aufschreiben!
<mai‘23 Das besondere in dem Monat ist, dass ich gemeinsam mit einem Orgelbauer eine ganze Orgel ausgebaut habe. Das beschreibt generell meine Arbeit recht gut: Ich habe die Möglichkeit sehr viele verschiedene Dinge auszuprobieren und wachse dabei über mich selber hinaus. Nebenbei laufen schon lange Vorbereitungen für das diesjährige Bietz!
<juni‘23 Die Wochen sind wild und lang. Teilweise arbeite ich jeden Tag in der Woche, dafür aber nicht acht Stunden. Das Abschlussseminar füllt meine Kräfte wieder auf und verschiedene Abschlussveranstaltungen sollen das Schuljahr abrunden. Aufgrund meiner Rolle als stellvertretender Seminargruppensprecher reise ich zweimal nach Dresden.
<juli‘23 Die Kinderrüstzeit schult und begeistert mich für die Arbeit mit Kindern, von der ich noch nicht wusste, ob sie etwas für mich ist. Viel Vorbereitungsstress prägen den Juli und zwei Wochen Urlaub nutze ich zum runterkommen. Die letzte große Herausforderung steht bevor.
<august‘23 Bietz!! Zehn volle Tage Arbeit und vielfältige, neue Aufgabenbereiche fordern mich heraus. Ich merke, wie das Jahr mich bestens auf diese Zeit vorbereitet hat. Später muss ich ein eigenes Projekt aus Zeitgründen absagen, es kann eben nicht alles sein. Ich schließe mein Jahr mit den üblichen wöchentlichen Aufgaben im neuen Schuljahr ab und freue mich auf das was kommt.
<nachtrag Ich blicke mit sehr viel Freude auf mein Freiwilliges Soziales Jahr zurück. Ich habe unglaublich viele tolle Menschen kennenlernen dürfen und hatte dank meiner Anleiterin die Chance mich in vielen Bereichen auszuprobieren. Außerdem konnte ich meine mitgebrachten Begabungen erweitern und verfeinern. Vorher wusste ich nicht, was ich arbeiten oder studieren soll. Jetzt bin ich in Moritzburg und studiere Evangelische Religions- und Gemeindepädagogik, ganz im Sinne des FSJs.
Was zuerst eine Notlösung war, wurde zum Wegweiser.
Jakob Meyer
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